Dienstag, 29. Oktober 2013

Osteopathie Tour in den Norden von SH

Ich plane am 30. November eine Tour zur Untersuchung und Behandlung von Pferden in den Norden von Schleswig Holstein.

Wie schon häufiger fahre ich an einem Wochenende in  den Raum Nordfriesland, Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde, bei Bedarf auch andere Ecken. Gerne könnt ihr euch mit eurem Pferd anmelden. Ihr benögt ca. 1,5 bis 2 Stunden Zeit. Untersucht wird:

  • Überprüfung- Untersuchung der Strukturen (Muskeln, Sehnen usw)
  • Untersuchung der Gelenke auf Bewegungsfunktion
  • Bewegungsanalyse
  • Kontrolle Passform der Ausrüstung
Das Gesamtbild der Untersuchung zusammen mit Haltungsbedingungen, Training usw. wird dann zu einem Ergebnis gebracht. Mögliche Blockierungen werden von mir mit sanften Methoden behandelt, kein Reißen und ähnliches. Ihr bekommt noch Tipps für die weitere Behandlung nach diesem Termin.

Kosten pro Pferd 80 €, bei mehreren Pferden in einem Stall reduziert sich der Preis um 5 € pro Pferd.

Anmeldungen bitte per Email: pferdeosteopathie-lueneburg@gmx.de

Untersuchung Wirbelsäule
Foto: privat
Untersuchung Fesselgelenk
Foto: privat

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Korrektur von Anlehnungsfehlern - Teil 3 - Hinter dem Zügel

Ich hatte euch ja versprochen meine Ansichten zur Korrektur von Anlehnungsfehlern zu erläutern. Hier nun der letzte Teil. Es geht hier um die meiner Meinung nach schwierigste Korrektur von Anlehnungsfehlern, nämlich dem Pferd, das hinter dem Zügel oder eingerollt ist. Diese Pferde habe echte schlechte Erfahrungen gemacht. Entweder sind sie bewusst eng geritten worden oder aus falsch verstandener "Leichtheit" des Zügelkontakts nie korrigiert worden oder der Reiter hat durch grobe Handeinwirkung und Benutzung von Hilfszügeln das Pferd zu einem vermehrten Abknicken im Genick aufgefordert. Durch den Druck auf Zunge, Unterkiefer und Genick entweicht das Pferd nach hinten - unten, mehr oder weniger weit. Es lernt, dass das Gebiss weh tut und man besser nicht die Verbindung sucht.

Bei der Korrektur dieser Pferde müsst ihr euch zuerst folgendes klar machen:

  • der Reiter muss (!!!!!) sich ändern und schulen
  • die Hilfen der Hand müssen fein werden und dürfen niemals mehr rückwärts einwirken
  • ein Schließen der Finger muss sofort (!!!!!) wieder ein Öffnen folgen
  • keine Hilfszügel, egal wo das Problem liegt, ihr werdet es niemals ehrlich mit Hilfszügeln korrigieren. Spart euch das Geld.
  • die Gehfreudigkeit des Pferdes muss wiederhergestellt werden. In der Regel laufen diese Pferde mit Hinterantrieb auf Halbmast
  • jede Bewegung nach hinten - unten muss sofort korrigiert werden

Mein Hannoveraner Willow, genannt Willi, kam mit 4,5 Jahren als nicht mehr reitbar zu mir. Er war ein Jahr unter dem Sattel, wurde aufs fieseste eingerollt und trat nicht mehr an den Zügel heran. Seine Reaktion war ein sofortiges Durchgehen, sobald die Zügel aufgenommen wurden. Er war halt schlau und hat sich gewehrt. Dieser Fall gehört sicherlich mit zu den krassesten, kommt aber doch häufig vor. Am meisten finde ich bei Reitern den Fall, dass das Pferd immer knapp hinter der Senkrechten ist.

Welche Reihenfolge in der Korrektur ist sinnvoll?
1. Das Pferd muss die Nase wieder vor die Senkrechte bekommen und schauen, wo es hinläuft
2. Der Kontakt am Gebiss muss erhalten werden
3. Die Muskeln der oberen Muskelkette müssen aufgebaut werden, die der unteren muss stützen
4. Die Beweglichkeit der Muskeln muss gefördert werden und das Gleichgewicht wieder hergestellt
5. Festigung der Korrektur in allen Lebenslagen

Meine Vorgehensweise
Als ich meinen Hannoveraner bekam, war er so dünn, dass man das Skelett schon gut erkennen konnte. Keine Muskeln da, wo sie hingehören. Einen mächtig verhärteten Unterhals und das wars. Hinzu kommt noch erschwerend, dass er koppt. Du die wenige Muskulatur war Reiten eh nicht das geeignete Mittel. Ich begann also vom Boden. An der Longe habe ich ihn mit Kappzaum gearbeitet, so wie wir das bei Philippe Karl gelernt haben. Über die Biegung konnte ich ihn nach einiger Zeit in eine schöne Dehnungshaltung locken. Aber das größere Problem war ja das Gebiss. Ich benutze für meine Pferde übrigens eine einfach gebrochene Schenkeltrense aus Edelstahl, nicht zu dick. So ein ganz günstiges Gebiss ohne viel Schnick Schnack.

Erste Schritte
Die ersten Einheiten waren erst einmal Gewöhnung an das Gebiss und eine neue Erfahrung der Einwirkung. Willi war zum Glück sehr artig und lieb im Umgang und noch kindlich neugierig. Es war also kein Problem ihm etwas neues zu erklären. Zuerst haben wir die Abkauübungen im Stehen gemacht. Bei dieser Korrektur stehe ich allerdings seitlich neben dem Kopf, lege den äußeren Zügel über das Genick rüber, fasse am inneren Zügel an den Trensenring und habe die Hand des äußeren Zügels auf Höhe Ganasche. Nun führe ich sanft beide Hände zueinander. So wirke ich auf beiden Seiten wieder Richtung Maulwinkel ein und tue dem Pferd nicht weh. Bei der normalen Abkauübung lässt man die Spannung sofort nach, sobald das Pferd im Unterkiefer nachgibt. Bei dieser Korrektur ist es so, dass ich möchte, dass das Pferd im Unterkiefer nachgibt und noch gegen das Gebiss drückt. Ich behalte also die Spannung an beiden Zügeln bei, bis das Pferd einen Ausweg aus dieser nicht ganz so harmonischen Situation sucht. Das stört dem  Pferd ziemlich. Geht das Pferd aber nach evtl. verschiedenen Versuchen in alle möglichen Richtungen endlich nach vorne - unter, dann löse ich sofort etwas die Spannung, behalte den Kontakt aber bei. Kommt es wieder hoch, erhöhe ich wieder die Spannung. Ist eigentlich ganz einfach: Spannung lösen wenn Nase nach vorwärts - abwärts; Spannung erhöhen wenn Nase wieder hoch. Geht das Pferd irgendwann dabei mit der Nase hinter die Senkrechte, so kann meine Hand am Trensenring das sofort durch Bewegung des Gebisses Richtung Oberkiefer/Nüster korrigieren. Das wird jetzt immer wieder im Stand geübt. Zwischendurch sind Pausen selbstverständlich. Hat das Pferd das im Halten verstanden, dann das Ganze im Schritt wiederholen. Da kommen dann sicherlich wieder die ersten Probleme. Aber auch hier gilt beharlich bleiben. Loben durch Nachgeben der Spannung bei vorwärts - abwärts. Ihr könnt euch gebogene Linien zunutze machen. Das Pferd versucht in der Biegung runter zu gehen, da es bequemer ist. Diesen Schritt an der Hand empfehle ich wirklich ausgiebig über mehrere Wochen zu machen! Das Pferd hat Schmerzen in der verspannten Muskulatur der Oberlinie,da diese stark überdehnt und verspannt ist. Kennt ja jeder von euch auch, wenn ihr mal Muskeln dehnt, die sonst eher nicht benutzt werden. Das ist auch der Grund, warum viele in der Dehnung sofort wieder hochkommen. Zusätzlich die Arbeit an der Longe. Hier muss das Pferd in Dehnungshaltung fleißig gehen. Rechnet in den ersten Tagen mit Muskelkater. Sobald das Pferd den Kontakt auf beiden Seiten akzeptiert, könnt ihr den äußeren Zügel anfangen langsam weiter nach hinten Richtung Widerrist zu nehmen und über die Biegung arbeiten. Dazu könnt ihr im Beitrag "Wie erarbeite ich eine korrekte Anlehnung und Beizäumung?" lesen.


Haltung der Hände
Foto: privat


Die Hände folgen nach vorwärts - unten
Foto: privat
und weiter in der Bewegung, hier mit Biegung
Foto: privat


Unter dem Sattel
Als nächsten Schritt erarbeitet man das ganze unter dem Sattel. Ich möchte den Weg, den ich genommen habe hier aber nicht schriftlich niederlegen aus einem einfachen Grund: Ich habe Erfahrung mit dieser Art der schwierigen Korrektur. Man hört ja über Reiter, die nach der gleichen Reitweise wie ich arbeiten, die Reiten ja immer mit hoher Hand. Ja, und das ist bei vielen auch tatsächlich wirklich leider der Fall. Sie haben irgendwo mal ein oder zwei Unterrichtsstunden gehabt, wo dann so korrigiert wurde und dann nicht wieder und wissen nicht wie es weitergeht bzw. haben sich irgendwo was abgeschaut und nachgemacht oder von nichtausgebildeten Trainern mit Halbwissen etwas gesagt bekommen, was nicht korrekt ist. Aber ich sage euch: wir reiten nicht ständig mit hoher Hand! Damit es euch Lesern nicht so geht, erkläre ich euch einen etwas abgemilderten Weg. Wer den direkten Weg gehen will, der kann sich persönlich an mich wenden.

Zu allererst ist unter dem Sattel auch wieder das Problem der Angst des Pferdes. Es verbindet die negative Erfahrung mit dem Idioten oben. Die Anforderungen an den Reiter sind:
  • mitgehende Hände
  • ausbalancierter Sitz
  • keine Angst vor fleißigen Bewegungen
  • schnelle Reaktion
Grundsätzlich wird das Pferd immer wie oben erwähnt an der Hand aufgewärmt. Ihr sitzt auf, nehmt die Zügel auf mit leichter Verbindung. Überlegt euch genau, was ihr als Reaktion vom Pferd wollt und was es macht. Wenn nun die erste Reaktion des Pferdes ein Nachgeben im Genick ist, dann korrigiert ihr es sofort mit einem leichten Vibrieren an beiden Zügeln etwas nach oben, so eine Handbreit reicht meistens schon.Wir möchten folgende Reaktion: das Pferd nimmt den Kontakt an, hebt vielleicht den Kopf oder senkt ihn etwas. Nur darf es niemals das Genick beugen. Das ist nämlich seine Art sich den Zügelhilfen zu entziehen. Genickbeugung wird erst später durch Spannen des äußeren Zügels verlangt und ist in dieser Situation der Korrektur nicht erlaubt. So, ihr habt also leichte Verbindung zum Pferdemaul. Und los geht es im Schritt. Denkt an das folgen der Nickbewegung, sucht so viel wie möglich die Verbindung mit einer weichen folgenden Hand. Haltet die Hände etwas breiter auseinander, so bleibt ihr beweglicher. Jeder Bewegung des Pferdes nach vorne - unten folgen, bei jeder anderen unbedingt die Verbindung zu Gebiss beibehalten. Im Schritt ist es noch am schwierigsten. Ihr haltet dem Pferd das Gebiss sozusagen vors Maul. Jedesmal, wenn es sich durch Genickbeugung entzieht, korrigiert ihr wieder. Achtet auch einen schreitenden Schritt. Das Pferd darf nicht schleichend. Die aktive Hinterhand ist euer Gegenpol zum Kontakt. Wenn es im Schritt schon etwas geht, dann trabt an. Große Linien und geradeaus im Leichttraben, dabei den Oberkörper etwas vorbeugen, dehnt euch auch im Rücken! Die Hände halten weiterhin das Gebiss mit beiden Zügeln vor das Pferdemaul mit leichtem Kontakt. Sollten die Zügel mal durchhängen, weil das Pferd schneller war als ihr, dann korrigiert es einfach wieder. Will das Pferd in irgendeiner Situation sich mehr Strecken, dann erlaubt es auf jeden Fall. Das ist ja unser Ziel. Es soll sich das Gebiss nehmen. Loben mit der Stimme bei jeder guten Idee des Pferdes. Im Trab ist es meist einfacher. Das Pferd hat eine hohe Körperspannung und durch das fleißige Tempo (bitte nicht schleiche lassen) dehnt es auch wieder mehr die Oberlinie. Erarbeitet euch das gründlich im Schritt und Trab und dann macht ihr euch an den Galopp.Bekommt ihr an irgendeiner Stelle Probleme, dann kehrt ihr dahin zurück, wo es geklappt hat. Zur Not auf den Boden.

Noch nicht perfekt aber auf dem Weg.
Hier seht ihr übrigens den festgehaltenen
Unterhals des Friesen
Foto: privat



Hier ist gut die zum Pferdmaul hingeführte
Hand zu erkennen.
Das Gebiss wird dem Pferd hingehalten
Foto: privat

 
Im Trab schon einfacher.
Hier aber wieder knapp mit der Senkrechten.Foto: privat

Haltung des Pferdes
Die Pferde müssen die ganze Zeit in Dehnungshaltung gehen. Erst mit Kräftigung der Oberlinie, darf mit einer leichten Aufrichtung begonnen werden.

Und wie geht es weiter?
Hält das Pferd den Kontakt gut, dann dürft ihr mit dem normalen Weg weitermachen. Es wird dann mit der Biegung gearbeitet. Das habe ich aber in dem Teil "Wie erarbeite ich eine korrekte Anlehnung und Beizäumung" erklärt. Aber vergesst nicht, dieser Fehler ist der hartnäckigste. Es kann wirklich über Jahre gehen, bis das Pferd keine Angst mehr hat. Natürlich gehen in den ersten Monaten die Schritte schneller. Aber zur Perfektion dauert es. Ihr müsst das alte Verhalten, was dem Pferde beigebracht wurde aus seinem Gedächtnis herausradieren und dafür was Neues schaffen. Jeder Fehler des Reiters erinnert das Pferd natürlich an das Problem. Je besser ihr seid, desto schneller lernt das Pferd zu vertrauen. Es ist ein Fehler, der schnell hergestellt wird aber langsam in der Korrektur ist.

Ins rechte Bild gerückt
Ein wichtiger Punkt ist noch die Muskulatur des Unterhalses. Pferde mit diesen Anlehnungsproblemen sind hier extrem verkürzt und entsprechend verspannt. Selbst wenn es die Oberlinie dehnt, dann lässt es unten noch nicht richtig los. Das erkennt ihr gut daran, dass sich die Muskeln unter so kantig/deutlich abzeichnen. Der ganze Hals ist irgendwie ein Bogen. Ihr könnt hier zusätzlich mit Massage eurem Pferd helfen. Für Laien sieht das Pferd toll aus, für den, der richtig schaut wird erkennbar, wie es sich da noch festhält.

www.marion-wiesmann.de



Spannsägenmechanismus

Spannsägenmechanismus
Als Spannsägenmechanis bezeichnet man die Verbindung der nachfolgend genannten 2 Muskeln mit ihren Sehnen: Musculus peroneus tertius (dritter Wadenbeinmuskel) auch M. fibularis tertius genannt und Musculus flexor digitorum superficialis (Muskel der oberflächlichen Beugesehne) am Unterschenkel, also an den Hinterbeinen. Dabei überspannt der sehnige Musculus peroneus tertius die Vorderseite des Hinterbeines von oberhalb des Kniegelenks bis zum Mittelfuß, der Musculus flexor digitorum superficialis die Hinterseite von oberhalb des Kniegelenks bis zum Fersenhöcker am Sprunggelenk. Diese Konstruktion zweier Spanneinrichtungen um eine knöcherne Säule (Unterschenkelknochen) ähnelt der Spannsäge, die wir als Heimwerker benutzen, deshalb diese Bezeichnung.

Durch diese Anordnung werden Knie- und Sprunggelenk in ihrer Bewegungsrichtung gleichgeschaltet, das heißt z. B. eine Beugung des Kniegelenks verursacht immer auch in einer Beugung des Sprunggelenkes. Dies kann aber nur geschehen, wenn die entsprechenden Muskeln des Mechanismus auch funktionieren.
Wer gerade nicht weiß, was eine Spannsäge ist, kann in dem folgenden Link einmal schlau machen:
http://www.feinewerkzeuge.de/gestell.htm

Der Vorteil für das Pferd liegt bei dieser Konstruktion in der weniger benötigten Muskelkraft um das Bein zu bewegen.





Verlauf der Muskeln mit Sehnen des Spannsägenmechanismus
Bild: Abc of the horse, Groning  -  bearbeitet


Montag, 7. Oktober 2013

Die ausgerenkte oder feste Kniescheibe


Probleme mit der Kniescheibe!

Probleme mit der Kniescheibe kommen besonders häufig bei jungen und untrainierten Pferden vor. Vom kurzen "Wegknicken" in der Bewegung bis hin zum absolut blockierten Knie ist da alles möglich. Dabei wird unterschieden zwischen einer luxierten (ausgerenkten, verrenkten, auskugeln) oder fixierten (fesstehenden) Kniescheibe.

Wollen wir erst einmal schauen, wie sich das Knie zusammensetzt.

Knöcherner Aufbau

Das Kniegelenk (lat. Art. Genus) setzt sich zusammen aus dem Oberschenkel (A, Femur), der Kniescheibe (B, Patella) und dem Unterschenkel/Wade (C, Tibia). Es ist ein Gelenk, bei dem die einzelnen Knochen nicht gut zusammenpassen. Deshalb muss es von vielen Bändern stabilisiert werden. Die Kniescheibe wird dabei zwischen einen inneren und äußeren Rollkamm (ähnlich wie ein Fluss, der von 2 Deichen eingefasst ist. Diese Deiche wären wie die Rollkämme) bewegt.
Kniegelenk mit Bändern, Ansicht von vorne
Bilder: ABC of the Horse

 
Oberschenkel (A) mit Kniescheibe (B) auf dem Rollkamm
Quelle: ABC of the horse


Kniegelenk von vorne betrachtet
Foto:Privat


Bänder und Sehnen

Das Kniegelenk ist umspannt von zahlreichen Bändern und Sehnen. Über der Kniescheibe liegt die Endsehne des Muskels quadriceps femoris: Anteil M. rectus femoris. Sie ist mit dem Muskel dafür zuständig, dass die Kniescheibe auf dem Rollkamm des Oberschenkels auf- und abgleiten kann. Auf dem oberen Bild seht ihr etwas in fliederfarben gehalten, die Bänder der vorderen Ansicht. Sie liegen mittig, seitlich außen und seitlich innen um die Kniescheibe und verbinden die einzelnen Knochen und geben ihnen Halt. Bänder sind aufgrund ihres Gewebes nicht besonders dehnbar. Zwischen dem Oberschenkel und dem Unterschenkel puffern 2 Menisken das Kniegelenk.

Muskeln des Knies


Muskeln, die die Beugung verursachen bzw. daran beteiligt sind:

M. gastrocnemius
M. flexor digitorum superficialis (Hilft bei der Beugung)
M. Semitendinosus (auch Strecker)
M. Popliteus (liegt in der Kniekehle)

Muskeln, die die Streckung verursachen bzw. daran beteiligt sind:

M. quadriceps femoris (Muskel bestehend aus 4 einzelnen Muskelanteilen mit eigenem Namen Die Kniescheibe wird von der Endsehne des M. rectus femoris gehalten)
M. gracilis
M. biceps femoris
M. tensor fascie latae
M. Sartorius
M. Semimembranosus
M. Semitendinosus (auch Beuger)

Bei der Beugung müssen die Streckmuskeln entspannen und umgekehrt.

Hier einmal ein Link, wo die einzelnen Muskeln angeklickt werden können. Beschrieben ist die Lage und Funktion der Muskeln.
http://www.tierphysiotherapie-bergheim.de/topo/

Bewegungen des Knie
Das Knie kann gebeugt, gestreckt und fixiert werden.


Was passiert, wenn das Knie sich nicht normal bewegt?


Die fixierte (feststehende) Kniescheibe
Bei der proximalen (nach oben verlagert) Patellafixation hakt sich die Kniescheibe über den Rollkamm fest und löst sich nicht mehr. Das Bein bleibt für einen kurzen oder längeren Moment in der Streckstellung. Das Pferd kann dieses nicht durch Anspannen des M. quadriceps femoris lösen. Dieses Problem kommt häufig bei Pferden vor, bei denen der Trainingszustand der Muskulatur, besonders der M. quadriceps femoris, noch nicht den Anforderungen entspricht. Heißt: es wurde zu viel oder zu lange etwas verlangt und der Muskel ermüdet. Dadurch wird die Funktion des Auf- und Abrollens der Kniescheibe behindert. Der Muskel spannt sich nicht mehr an. Hier ist ein angepasstes Training notwendig sowie ein Aufbau des Muskels. Der Reiter kann es durch ein plötzliches, häufig ganz kurzes, wegsacken der Hinterhand spüren. Viele vermuten dahinter immer ein stolpern. Das ist es aber nicht. Die Behandlung bei einer längeren oder häufigen Fixation sollte unbedingt von einem Fachmann gemacht werden und muss durch ein entsprechenden Training der Muskeln und z. B. manuelle Unterstützung durch z. B. Massagen ergänzt werden. Eine vermehrtes Einsitzen des Reiters sollte erst einmal vermieden werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass im Moment des Übergangs in eine langsamere Gangart ein kurzes Entlasten aus dem Sattel, das Einknicken weitgehend verhindert oder minimiert. Bei jungen und untrainierten Pferden ist es häufig nicht vermeidbar. Sobald das Problem auftaucht, muss das Training angepasst werden. Ein weiterer Grund für eine Fehlfunktion der Muskeln kann auch eine "Blockierung" der Lendenwirbel sein, an denen der Nerv ( N. femoralis), der für die Versorgung des Muskels zuständig ist, herauskommt. Auch dann bekommt der Muskel falsche Signale zugefunkt und arbeitet nicht mehr richtig. Schaut bei dieser Gelegenheit vielleicht noch einmal in dem Post "Nervensystem und Propriozeption" und "Das Muskelsystem". Ein ausgebildeter Osteopath oder Chiropraktiker kann euch auch hier sicherlich helfen.

M. quadriceps femoris, Teil M. rectus femoris
Bildquelle: ABC of the horse




Die luxierte Kniescheibe

Eine Luxation ist ein vollständiger oder unvollständiger (Subluxation)  Kontaktverlust gelenkbildender Knochenenden. Dabei werden die beteiligten Knochen vorübergehend oder dauerhaft in einer Fehlstellung gehalten. Als luxierter Knochen wird immer der körperfernere Knochen bezeichnet. Die Luxation stellt grundsätzlich eine schwere Schädigung eines Gelenkes dar. Beteiligte Knochen am Knie sind der Unterschenkel und die Kniescheibe. Der körperfernere Knochen ist dabei die Kniescheibe.
Die Luxation kann durch ein Trauma, z. B. Sturz, geschehen oder angeboren sein. Bei dem Trauma kann die Kniescheibe durch Fachtherapeuten wieder in ihre ursprüngliche Position zurückgebracht werden. Kennt vielleicht der eine oder andere auch als ausgekugelte Schulter beim Menschen.
Bei einer angeborenen Luxation dauert die Behandlung schon länger und ist nicht immer heilbar. Die angeborene Luxation kann durch eine Fehlbildung des Gelenks entstehen. Diese kann seit der Geburt oder während des Wachstum entstehen. Die Fehlbildung wird in der Medizin als Dysplasie bezeichnet. Bei Shetland Ponys kommt dieses als Erbkrankheit vor. Dabei verlagert sich die Kniescheibe seitlich. Hier liegt es an einer Fehlbildung des äußeren Rollkamm, der zu flach ist.
Die Luxation kann bei Schädigungen des Gelenks chronisch werden. Auslöser dafür sind z.B. Arthritis mit Zerstörung der Bänder. Dabei sind meist zuerst Subluxationen zu beobachten, die später in vollständigen Luxationen übergehen. Hier ist eine dauerhafte Behandlung leider nicht möglich, da durch die Erkrankung des Gewebes die Kniescheibe immer wieder luxiert.
Bei einer chronischen oder angeborenen Luxation ist die Absprache mit dem Tierarzt notwendig. Hier ist ein operativer Eingriff zum Teil möglich. Dabei werden die entsprechenden Gewebe gestrafft oder auch durchtrennt. Im Anschluss ist auch hier ein entsprechender Aufbau der umgebenden Muskulatur notwendig. Diese ist häufig verkümmert.

Vorbeugung
Angemessenes Training ist auch hier einmal wieder die wichtigste Methode der Vorbeugung. Das junge oder länger pausierte Pferd langsam im Training steigern. Pferde mit einer Erbkrankheit sollten nicht in der Zucht eingesetzt werden!

Alle Bilder stammen aus dem Fachbuch "ABC of the horse" von Pauli Gronberg

www.marion-wiesmann.de 

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Vortrag Pferdefütterung mit Dr. rer. nat. Christina Fritz

Ich konnte Frau Dr. Christina Fritz für einen Fütterungsvortrag gewinnen. Sie ist die Autorin des Buches "Pferde fit füttern". Ich habe den Vortrag bereits im letzten Jahr gehört und kann ihn sehr empfehlen. Es geht hier nicht um Rationsberechnung usw. sondern wirklich ums "Eingemachte".



Vortrag: Pferde richtig füttern
mit Dr. rer. nat. Christina Fritz


Christina Fritz ist promovierte Naturwissenschaftlerin. Sie ist Biologin mit Schwerpunkt Tierphysiologie, unabhängige Fütterungsexpertin, Pferdekinesiologin und -osteopathin und beschäftigt sich intensiv mit alternativen Gesundheitskonzepten und Stoffwechselkrankheiten bei Pferden. 

Autorin des Buches: «Pferde fit Füttern» siehe Bild links




Liebe(r) Pferdefreund / In!
Bei der Verdauung unserer Pferde gibt es einige Besonderheiten, die sich von anderen Säugetieren –inklusive uns Menschen –drastisch unterscheiden.
Nur ein richtig gefüttertes Pferd kann gesund bleiben und dem Menschen seine Leistungsbereitschaft anbieten.
Zum Beispiel haben Pferde keine Gallenblase -oder -Pferde produzieren Vitamin C im Gegensatz zu Menschen selber. Schon diese Unterschiede haben große Auswirkungen auf die Fütterung und das Wohlbefinden unserer Pferde.
Nur ein richtig gefüttertes Pferd kann gesund bleiben und dem Menschen seine Leistungsbereitschaft anbieten.

Themen des Seminars:
In diesem Seminar bekommst du fundierte Antworten über Vor- und Nachteile verschiedener Futtermittel, was du wann problemlos füttern kannst oder was keinesfalls in die Futterkrippe gehört:

·          Verdauungsapparat des Pferdes
·          Besonderheiten Pferd in Bezug auf Fütterung
·          Do's and don'ts der Pferdefütterung

Müsli oder Pellets? Oder doch Hafer -oder eher Gerste? Aber Hafer «sticht doch? Und muss ich jetzt noch Mineral dazu geben oder nicht?» - All das sind Fragen, die jeden Pferdehalter immer wieder beschäftigen. Wie füttere ich mein Pferd optimal bezogen auf seine Rasse, sein Alter und seine Arbeitsanforderungen?

Weitere Themen:
·          Welche Gefahren verbergen sich hinter Bananenfütterung?
·          Einsatz von EM-A und Bokashi
·          Grasbäuche, "Was passiert, wenn man Robustpferden und Arabern Hafer füttert"
·          Was passiert, wenn ich zu viel oder zu wenig Kraftfutter füttere?
·          Warum nur wenige Karotten / Äpfel geben
·          Warum verursacht Brotfütterung Magenentzündungen
·          Was bedeuten Hungerpausen von mehr als 4 Stunden für ein Pferd
·          Was sind die Anzeichen bzw. Krankheiten die durch falsche Fütterung entstehen
·          Warum kommen Krankheiten oft erst nach Jahren falscher Fütterung zum Vorschein und vieles, vieles mehr.

Der Vortrag richtet sich an alle Pferdehalter und Reiter, sowie an Stallbetreiber, Hufschmiede, Tierärzte und Therapeuten, die ihr Wissen über Pferdefütterung erweitern wollen.
Nach dem Vortrag steht Dr. Christina Fritz für Fragen zur Verfügung, wenn diese noch nicht beantwortet wurden.

 
Datum
Mittwoch, 06. November 2013

Uhrzeit:
18:00 Uhr

Dauer
3 bis 4 Stunden mit anschliessender Diskussion/Fragen (Powerpoint)

Ort:
Landgasthaus Karze, 21354 Bleckede OT Karze, Am Rotdorn 2, Tel. 05852/2612
Wer Essen möchte, der kann auch früher kommen. Die haben bisher immer eine recht gute Küche gehabt.http://www.landgasthof-karze.de

Kosten:
25,00 €inkl. Skript

Mitbringen:
event. Schreibzeug, Papier, Futterdeklarationen

Teilnehmerzahl :
mind. 20 Personen

Anmeldung : Keine Anmeldung mehr möglich!
per Email an Marion Wiesmann

Email:

Bei der Anmeldung bitte alle Namen, Vorname E-Mails, von Dir verbindlich angemeldeter Personen angeben.
Die Plätze sind beschränkt und werden nach Eingang behandelt

Bitte melde Dich nur zum Vortrag an, wenn Du auch wirklich Zeit hast und kommen wirst -DANKE!

Ihr könnt mir gerne in der Email schreiben, wenn ich euch die Ausschreibung als Datei mailen soll. Dann könnt ihr sie in eurem Stall aufhängen.