Freitag, 10. Mai 2013

Hufbalance

Die korrekte Balance des Hufes ist bedeutungsvoll für das gesamte Pferd. Der Spruch "Ohne Huf kein Pferd" ist nicht nur dahingesagt worden sondern ist eine ernstzunehmende Aussage. Die korrekte Balance eines Hufes läßt sich an einfachen Linien feststellen. Es gibt 2 wichtige Linien:

1. mediolaterale Balance
Die Stellung der Innen- und Ausßenseite des Hufes von vorne betrachtet. Zu allererst achtet man darauf, dass alle Gelenke in einer Höhe sind. Dabei muss das Pferd auf ebenen Boden stehen. Dann zieht man eine gedachte parallele Linie zum Boden auf Höhe folgender Gelenke: Vorderfußwurzelgelenk, Fesselgelenk. Eine weitere parallele Linie zum Boden soll zur tragenden Fußungsfläche des Hufes im rechten Winkel (90°) stehen. Eine weitere Linie ist die Senkrechte durch die Mitte des Röhrbeins, des Fesselgelenk und Vorderfußwurzelgelenk. Diese Linie soll die Mitte der Hufkapsel genau treffen. Häufig findet man hier eine steilere und eine breitere Hufwand. Diese sind ein Zeichen von ungleicher Belastung. Die steilere Hufwand hat mehr Druck. Erkrankungen, die durch eine fehlerhafte mediolaterale Balance entstehen sind z.B. Gelenkerkrankungen, Chipfrakturen der Gelenke und Brücke der Sesambeine sowie Entzündungen im Gewebe. Die unteren Gelenke sind sog. Scharniergelenke. Eine falsche mediolaterale Balance verhindert die gleichmäßige Beweglichkeit dieser Gelenke. Sie gleiten nicht mehr richtig ineinander. Es gibt meist einseitig mehr Druck und somit frühzeitigen Verschleiß.

2. dorsopalmare Hufbalance- Huf-Fesselachse
Die Stellung des Hufes wird von der Seite betrachtet. Eine gedachte diagonale Linie durch den Drehpunkt von Fessel-, Kron- und Hufgelenk soll gerade verlaufen. Sie führt direkt durch die Mitte der Gelenke. Eine senkrechte gedachte Linie vom Drehpunkt des Fesselgelenk soll den hinteren tragenden Teil der Trachten berühren. Wo diese Linie auf den Boden fällt, soll der Huf am Boden enden. Eine weitere senkrechte Linie geht vom Drehpunkt des Hufgelenk zur Mitte der Fußungsfläche des Hufes. Die Hufvorderwand und die hintere Trachtenwand muss parallel sein.
Um diese Balanceachse festzustellen muss das Pferd auf allen Hufen gleichmäßig stehen. Der Untergrund muss eben sein. Ihr müßt die tatsächlichen Drehpunkte finden. Ihr streicht beim Fesselgelenk mit den Fingern am breitesten Teil des Röhrbein nach unten runter. Jeweils mit einem Finger innen und mit einem außen.. Wenn ihr das Gelenk der Fessel habt, also da, wo die Knochen das tatsächliche Gelenk bilden, habt ihr den Drehpunkt vom Fesselgelenk. Das Hufbein sitzt leider in der Hufkapsel und kann nicht ertastet werden. Diese Hufbalancelinien sind häufig nicht korrekt.

Quelle: Hufbalance . Williams, Deacon

Auswirkungen
Häufig findet man zu flache Trachten in Verbindung mit langen Zehen. Warum auch immer das nicht von den Schmieden korrigiert wird?

Wenn die Trachten nicht in der korrekten Position sind, dann verliert das Pferd das Gleichgewicht. Es muss sich anders hinstellen und verändert durch das geänderte Abrollen auch sein Gangbild. Durch das veränderte Stehen bekommt das Pferd massive Probleme in der Muskulatur und des Sehnen. Die Trachten können ihre Funktion nicht erfüllen und stützen die Fessel nicht mehr von unten. Schäden an den Beugesehnen sind die Folgen. Wird die Ursache der falschen Hufbalance dabei nicht wahrgenommen, bleibt eine ständige Lahmheit als Folge. Weiter kompensiert die Muskulatur die Auswirkungen bis in den Rücken hinein. Auf der folgenden Zeichungen könnt ihr die Spannungszustände der Kompensation erkennen. In Pfeilrichtung muss der Körper gegenziehen.
Quelle: Hufbalance - Williams und Deacon
Lange Zehe und niedrige Trachten



Wenn ihr also immer wiederkehrende Lahmheiten bei euren Pferden habt oder die Bewegung ungewöhnlich ist und nicht zum guten Exterieur paßt, dann macht euch doch mal ein Bild von den Hufbalance eures Pferdes.

Für alle, die sich gerne näher Informieren möchten empfehle ich das Buch "Hufbalance" von Gail Williams und Martin Deacon aus dem Cadmos Verlag. ISBN 978-383031009-3