Nicht jeder Pferdebesitzer hat das Vergnügen eine Reithalle bei schlechtem Wetter nutzen zu können. Gefrorene oder unter Wasser stehende Reitplätze erfordern dann ein Umdenken, wenn man sein Pferd für diese Zeit zumindest annähernd im Training halten will. Kommt dann noch das Problem mit der frühen Dunkelheit dazu, ist schon viel Fantasie gefragt.
Manchmal hat man das Glück und kann die Pferdeweide oder einen anderen Grasplatz zumindest für die Arbeit im Schritt und etwas Trab benutzen. Spätestens ab 16.30 Uhr wird es aber schon dunkel. Da können euch diverse Hilfsmittel mit Beleuchtung helfen. Viele Pferde gewöhnen sich schnell an den Lichtkegel, der sich ständig bewegt. Beleuchtung für den Reiterkopf gibt es als Mütze mit LED Lampen oder als Stirnlampe, die sich auch über den Reithelm befestigen lässt. Bitte denkt an eure Sicherheit und reitet nicht ohne Helm!
Hier findet ihr Beispiele für solche Beleuchtungsmöglichkeiten:
Mütze mit aufladbarer LED
Mütze mit LED
LED-Kappenlampe
LED-Kopflampe von Loesdau
KERBL Helmlampe
Wer sich ab der Dämmerung auf öffentlichen Straßen mit dem Pferd befindet, muss sich gemäß der Straßenverkehrsordnung ausstatten. Während der Dämmerung, bei Dunkelheit oder anderen schlechten Sichtverhältnissen wie z. B. Nebel oder Schnee, müssen Reiter gemäß § 17 StVO ausreichend beleuchtet sein. Beim Führen von Pferden und Ponys muss eine nicht blendende Leuchte mit weißem Licht mitgeführt werden. Diese Leuchte muss nach vorn und hinten gut sichtbar sein und auf der linken Seite getragen werden (§ 28 Abs. 2 StVO).
Wer das Glück hat tagsüber mit seinem Pferd arbeiten zu können, der kann natürlich mit regelmäßigen Ausritten oder Spaziergängen sein Pferd in Bewegung halten. Während des Ausritts lassen sich viele gymnastizierende Übungen einbauen. So kann man einen breiteren Reitweg für Schlangenlinien oder Volten nutzen. Beim Abbiegen kann man vorher eine 8 aus Volten einbauen. Auch Seitengänge und verschiedene Übergänge und Rückwärts richten lassen sich prima bei einem Ausritt einbauen. Beim Spaziergang kann man ebenfalls das Pferd mal etwas seitwärts gehen lassen, Zirkuslektionen einbauen usw.
Ich möchte euch ein paar Ideen für das Training im Winter ohne adäquaten Reitplatz vorstellen. Dazu habe ich auch Pferdebesitzer bei Facebook nach ihren Ideen gefragt.
Gymnastik im Stehen
Im Stand lassen sich prima Biegungen und Abkauübungen mit dem Pferd machen. Nach einem Spaziergang kann man zum Abschluss noch eine runde Biegungen und Dehnungen der Muskulatur in verschiedene Richtungen abfragen. Dafür benötigt ihr ein paar Motivationsleckerlis oder Möhren. Geht immer nur so weit, wie es das Pferd gut ausführen kann. Die regelmäßigen Wiederholungen sorgen dann für mehr Beweglichkeit.
Ein paar Beispiele:
1. Seitliche Biegung mit Rotation: Ihr stellt euch mit dem Rücken an die Schulter des Pferdes und lockt es mit einem Leckerli in eure Richtung. Dabei soll es den Hals so weit wie möglich herum nehmen ohne mit der Hinterhand auszuweichen. Wenn ihr das Leckerli mit der "hinteren" Hand haltet, könnt ihr den Pferdekopf noch an euch vorbei locken. Diese Übungen auf beide Seiten machen.
2. Seitliche Biegung ohne Rotation: Diese Übung ist schwieriger für das Pferd. Ihr stellt euch vor den Pferdekopf, so dass ihr ungefähr mit diesem auf Augenhöhe seid (bei kleineren Ponys entsprechend tiefer). Die Pferde sollen in der Höhe von Kopf und Hals sich soweit aufrichten, bis das Gewicht auf allen 4 Beinen gleichmäßig verteilt ist oder noch besser, die Hinterhand mehr Last aufnimmt. Dann haltet ihr dem Pferd ein Leckerli unter das Maul und lockt es in die Biegung nach links oder rechts. Dabei müsst ihr immer vor dem Pferdekopf bleiben und dürft das Leckerli nicht tiefer nehmen. Das Pferd muss dabei den Hals zur Seite biegen. Es darf den Kopf nicht schief halten. Wenn es das versucht, macht es sich die Biegung einfacher. Verwirft es sich, geht ihr an die Stelle zurück, wo es ohne Drehung des Genicks zur Seite in der Biegung bleibt.
3. Dehnung in Längsrichtung der Muskeln im Bereich der Kopfgelenke: Ihr haltet wieder das Leckerli unter das Maul, der Pferdekopf sollte mindestens auf Augenhöhe sein (bei Ponys wieder entsprechend bis das Pferd ein gutes Gleichgewicht hat). Nun stellt ihr euch in die gleiche Blickrichtung wie das Pferd und nehmt die Hand langsam zurück in Richtung Pferdehals. Das Pferd soll sich im Genick beugen. Da es die Bewegung selber ausführt, darf die Nasenlinie auch hinter der senkrechten Linie sein.
4. Dehnung in Längsrichtung der Halsmuskulatur: Gleiche Position wie in Nr. 3. Diesmal geht ihr mit der Hand in Richtung Brustbein des Pferdes und lockt den Pferdekopf in die Tiefe. Wer es schafft, kann mit der Hand um das Vorderbein greifen und den Kopf noch ein Stückchen weiter nach hinten locken. Aber vorsichtig, damit das Pferd nicht das Gleichgewicht verliert.
5. Dehnung in Längsrichtung mit Beteiligung der Rückenmuskulatur: Gleiche Position wie in Nr. 3. Jetzt führt ihr eure Hand mit dem Leckerli in Richtung der Pferdehufe und lockt den Kopf nach unten zu den Vorderbeinen. Die Beine sollten genügend auseinander stehen, damit das Pferd mit dem Maul durchkommt. Es reicht, wenn das Pferd mit dem Maul zwischen den Vorderbeinen durch ist.
Ich versuche in den nächsten Tagen noch Bilder dazu reinzustellen.
Ich versuche in den nächsten Tagen noch Bilder dazu reinzustellen.
Um das Pferd im Maul, Kiefergelenk und Kopfgelenken locker zu machen, eignen sich prima Abkauübungen im Stand. Da ich selber von Philippe Karl reiterlich geprägt bin, empfehle ich natürlich seine Ideen der Abkauübungen. Aber grundsätzlich ist es erst einmal egal, welchen Weg man einschlägt. Es kommt auf das Ergebnis an.
Hier ein paar Vorschläge bei Youtube:
Abkauübungen Haflinger Sterni
Kurzer Einblick von Abkauübungen mit P. Karl
Eine weitere Möglichkeit das Pferd ohne Reiten zu beschäftigen sind natürlich auch die Zirkuslektionen. Mit diesen Übungen verbessert man auch die Beweglichkeit und Koordination der Pferde. Hierzu gibt es viele Trainer, Bücher, Lehrgänge, Videos usw. Wer noch keine Erfahrungen damit hat, sollte mit den Basisübungen wie Verbeugung beginnen.
Sonst ist die Winterzeit auch prima um einmal was neues zu probieren. Wie wäre es mit Clicker-Training oder Arbeit an der Hand oder langem Zügel? Wenn der Mensch selber aktiv mit dem Pferd läuft, bleiben auch die Füße warm😊.
Wenn ihr eure Pferde einige Zeit nicht regelmäßig reiten konntet, dann ist es sehr wichtig, dass ihr die Reitbelastung allmählich wieder steigert. Selbst wenn das Pferd nicht viel an Muskulatur verloren hat, so ist es nicht im Training was das Tragen eines Reiters betrifft. Dieser Umstand kann bereits nach 2 Wochen Reitpause entstehen. Die Dauer der Reiteinheiten sollte zu Beginn nicht länger als 15-20 Minuten sein und dann alle paar Tage um ein paar Minuten gesteigert werden. Auch regelmäßige Reitpausen einplanen und dann etwas anderes mit dem Pferd machen. Ansonsten kann es schnell zu einer Trageerschöpfung kommen. Wissenswertes über die Trageerschöpfung könnt ihr in meinem Beitrag "Das trageerschöpfte Pferd" lesen.
Beitrag: Das trageerschöpfte Pferd"
Kurzer Einblick von Abkauübungen mit P. Karl
Verschiedene Ideen
Eine interessante Idee einer Facebooknutzerin war die Pferdewippe. Es handelt sich dabei nicht um die großen Wippen, wo das Pferd rüber gehen muss, sondern um ein kleine Wippe. Das erfordert allerdings etwas Übung. Aber der Winter ist ja lang und man kann es auch zu anderen Jahreszeiten machen. Die Übungen mit der Wippe fördert die Koordination, das Körpergefühl und mobilisiert einzelne Körperregionen. Man kann das Pferd z.B. mit den Vorderbeinen rauf stellen, so dass es von links nach rechts sein Gewicht verlagert. Das ist ein sehr gute Übung zur Mobilisierung des Schultergürtels. Pferde, die mit dem Schultergürtel Probleme haben, neigen z. B. zum Stolpern, haben wenig Bewegung/Raumgriff in der Schulter und sind in der Vorhand oft verspannt. Die Übungen bewegen die Muskulatur in der Tiefe.
Pferdewippe und andere nette Übungen bei Youtube
Pferdewippe kaufen - wer nicht selber bauen willFoto: www.pferdereha-friesland.de |
Pferdewippe und andere nette Übungen bei Youtube
Eine weitere Möglichkeit das Pferd ohne Reiten zu beschäftigen sind natürlich auch die Zirkuslektionen. Mit diesen Übungen verbessert man auch die Beweglichkeit und Koordination der Pferde. Hierzu gibt es viele Trainer, Bücher, Lehrgänge, Videos usw. Wer noch keine Erfahrungen damit hat, sollte mit den Basisübungen wie Verbeugung beginnen.
Foto privat: Willow im Kompliment |
Foto privat: Willow bei der Verbeugung |
Und wenn das Wetter wieder besser ist?
Beitrag: Das trageerschöpfte Pferd"
Weiter Ideen für Übungen gesucht
Wenn ihr auch noch tolle Übungen habt, die man im Winter ohne Reitplatz machen kann, dann schickt mir eine Beschreibung der Übung und gerne ein Foto dazu an meine E-Mail:
pferdeosteopathie-lueneburg@gmx.de
Eure Ideen und Bilder würde ich dann hier ergänzen.